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#zuckerfreieGesichter: Hauke von ZuckerFreiFit

Als ich angefangen habe, mich zuckerfrei zu ernähren, da kannte ich niemanden persönlich, die oder der so lebt. In meinem Freundeskreis und meiner Familie war niemand zuckerfrei.

Das ist nun schon ein paar Jahre her. Zum Glück weiß ich inzwischen, dass es noch viel mehr Menschen gibt, die sich zuckerfrei ernähren.

Und deshalb hatte ich eine Idee: ich möchte diese Menschen vorstellen! Und zwar in meiner Interviewreihe #zuckerfreieGesichter. Damit wir die Erfahrungen aus unserem zuckerfreien Leben austauschen. Damit wir wissen, dass wir nicht alleine sind.

Diesmal spreche ich mit Hauke von ZuckerFreiFit. Wir haben uns auf Instagram “kennengelernt”:

Lass uns mal ganz vorne anfangen: was war der Auslöser dafür, dass Du Dich in das Abenteuer “zuckerfrei essen” gestürzt hast?

Ein Beitrag der Ernährungs-Docs zum Thema Rosazea.

Tatsächlich begleitet mich die Rosazea seit ca. 8 Jahren. Ich habe sie jedoch nie als solche erkannt (Ärzte auch nicht) und standardmäßig ein bisschen Cortison-Salbe aufgelegt, drei Tage lang, gut war’s.

2016 wurde es jedoch deutlich extremer. Die roten Flächen nahmen zu, Pusteln auf der Stirn, die nicht verschwinden wollten. Anfang 2017 erhielt ich dann die Diagnose: Rosazea. Nebst der ersten Salbe.

Es wurden über die Zeit 4 verschiedener Salben, nachdem ich bei 3 verschiedenen Ärzten diesbezüglich war (alle Salben über den Tag zu nutzen). Es half nur bedingt.

Am 06.06.2017 sah ich den Beitrag der Ernährungs-Docs. Deren Rosazea Patientin konnte enorm geholfen werden. Das klang gut.

Am 07.06.2017 überlegt.

Am 08.06.2017 umgesetzt.

Kurzum: Mein Auslöser war die Aussicht die Rosazea mit zuckerfrei loszuwerden.

Wie bist Du dann vorgegangen, beim Zuckerentzug. Hattest Du ein Buch, das Dir geholfen hat? Ein Programm? Eine Ernährungsberaterin?

Nichts dergleichen am Anfang.

Meine Vorgabe war klar: Sämtlichen zugesetzten Zucker vermeiden. Dementsprechend habe ich die Zutatenlisten studiert und es vermieden.

Das Interesse kam natürlich mit der Zeit. Wie wirkt es? Warum geht dieses, jenes nicht? Ich lese nach wie vor mich in die Thematik ein. Sehr informativ finde ich z.B. „Unsere Nahrung – unser Schicksal“ von M.O. Bruker* und „Die bittere Wahrheit über Zucker“ von R.H. Lustig*.

Mein Ansinnen ist hier Literatur zu finden, welche tiefgreifend die Wirkweisen der zugrundeliegenden Chemie und Zusammenhänge erklären kann.

Mittlerweile stelle ich fest, dass jede Literatur nur ein Inselwissen transportiert. Mein mittelfristiges Ziel ist hier selber via Ausbildung deutlich stärker in die Ernährungslehre einzusteigen. Dies mit dem vordergründigen Ziel des Verständnisses des Gesamtzusammenhangs.

Zuckerfrei bedeutet ja für jede etwas anderes. Manche verzichten komplett auf zugesetzten Zucker, andere essen auch mal Datteln, Süßstoffe etc. Wie machst Du das?

Honig, Agavendicksaft, Sirup o.ä. habe ich gestrichen. Ist im Prinzip ja nur extrahierter Zucker (in seinen unterschiedlichen Zusammensetzungen).

Xylit, Erythrit und Co. sind definitiv auf dem Index. Stoffe die Hunde (Xylit) oder Fliegen (Erythrit) töten und zwar in geringen Mengen natürlich vorkommen, in den angebotenen Zuständen jedoch künstlich hergestellt sind, können nicht gut sein.

Tatsächlich nutze ich, wenn ich etwas entsprechendes zubereiten möchte, Datteln und Bananen. Mehr nicht.

In beiden Fällen bin ich mir z.B. beim mixen, bewusst, dass die unlöslichen Ballaststoffe ihren Dienst nicht mehr (vollständig) erfüllen können und der natürliche Zucker schneller verstoffwechselt werden kann, jedoch nutze ich die gesamte Frucht und nicht wie bei Agavendicksaft die ausgekochte Essenz. Dies  funktionier mit der Maßgabe der Zurückhaltung wunderbar.

Was es für mich weiterhin bedeutet: Wenn man es komplett konsequent umsetzen wollen würde, so müsste man sich als Frutianer durchschlagen, alles selber anbauen und im Wald leben.

Dies ist nicht möglich – also bedeutet jeder Weg einen Kompromiss.

Was ich weiterhin definitiv vermeide: Sämtliche Säfte. Smoothies trinke ich nicht, hier sind sämtliche Polysaccharide nicht mehr wirksam, die sich positiv auf den Zuckerstoffwechsel auswirken könnten.

Grüne Smoothies dürfte ich lt. Ernährungs-Docs trinken. Ich bin aber eh ein Fan von Wasser + Zitrone. Mehr braucht’s nicht.

Oh, noch ein Wassertrinker! Ich trinke selber auch so gerne Wasser!

Völliges Unverständnis habe ich jedoch z.B. bei sogenannten Cheatdays. Lese ich bei Insta immer wieder mal.

Oder wenn eine Schwangere einen Knoppers isst und meint „das braucht das Kind nun, sie spürt es“. Vor allen Dingen. Das diese Leute gerade mit dem größten Unrat ihr Kind behelligen, kann doch nicht gut sein.

Okay – ich bin da sicherlich etwas obsessiv. Ist für mich jedoch einfach begründbar – ich habe ja direkt gesehen, welches Unheil schon Zucker alleine anrichten kann. Wichtig ist jedoch: Jeder muss hier seinen Weg finden. Nur andere (Baby) vorschieben oder Cheatdays? Das verstehe ich nicht. Ebensowenig wie künstliche Zuckerstoffe oder Sirup-Varianten.

Kochen/Backen ist ja evolutionär gesehen auch ein Kompromiss. Es wächst ja kein gebackener Kuchen aus Datteln am Baum. Doch wenn, dann will ich eben die komplette Frucht nutzen und nicht (Sirup) nur einen ausgekochten Teil.

Was hast sich für Dich verändert, seit Du zuckerfrei isst? 

Körperlich habe ich deutlich abgenommen. Obwohl ich vorher eigentlich nicht dick war. Im Marathon-„Kampfmodus“ lag ich bei 80kg. Nun bin ich bei 70kg und das hat sich seit Monaten eingespielt.

Spannend: Es passt zur Figur. Ich bin zwar 1,85m groß, jedoch eben quasi „typisch Läufer“ schlank gebaut. Auf Fotos bemerkt man dann doch, dass die damaligen 84kg im Schnitt zuviel waren.

Der wirkliche Gewinn: Die Haut ist unfassbar besser geworden! Die Rosazea ist verschwunden. Sogar die Hautärztin konnte mit der Lupe nichts mehr finden.

Die gesamte Haut ist glatter, weicher. Obschon ich an sich immer eine sehr zarte Haut hatte, ist sie noch besser geworden. Wahnsinn!

Emotional: Unterschiede bzgl. Ausgeglichenheit oder auch nicht bemerken weder ich noch andere. Ich bin wie ich bin.

Was sich geändert hat: Ich habe ein Feindbild ;-). Die Zucker/Industrielobby und die Entscheider, die nicht für Aufklärung sorgen wollen (bestimmte politische Gremien).

Ich sage daher mit einem Grinsen, aber durchaus ernst gemeint immer: „Wir sind der Widerstand.“.

Warum mit einem Grinsen? Weil es um Aufklärung, Information und nicht um Konfrontation im negativen Sinne geht.

Ernst gemeint: Ich will informieren, ohne zu missionieren. Ich will Mitstreiter finden, mich austauschen und ich bin absolut überzeugt, das wir alle zusammen dazu beitragen können, dass wir die Welt ein Stück weit besser machen können.

Tatsächlich habe ich als Kind schon Müll gesammelt (Tante sagte immer, ich sei ein Gerechtigkeitsfanatiker) und als kleiner Bub in der Familie die Mülltrennung und Energiesparlampen eingeführt.

Zwischendurch hatte ich ein bisschen den Sinn verloren. Was kannst noch machen? Es ändert sich ja eh nichts.

Das hat sich jedoch wieder deutlich geändert als ich bemerkte, welch direkten Einfluss der bloße Verzicht auf Zucker (und einer Liste weiterer Stoffe) haben kann.

Es ist ja nicht so, dass man sich keine Gedanken gemacht hat schon in der Zeit zuvor – doch der Gedanke war immer „na, so viel Schokolade esse ich ja nun nicht, das geht schon“.

Erst mit der konsequenten Beschäftigung ist mir aufgefallen, dass es eine regelrechte Vergiftung der Bevölkerung ist und das auch die Ärzte einfach kein Interesse an Ursachenanalyse haben.

Meine eigentlich geschätzte und gute Hautärztin antwortete nur mit einem Schulterzucken, als ich erwähnte, die Ernährungsumstellung half.

Ja, mir ist es auch wichtig, über Zucker und die Wirkung zu informieren. Und zu zeigen: ja, es geht, dass man zuckerfrei lebt und dabei sogar noch Spaß hat!

Wie kommt es denn bei Dir im Freundeskreis an?

Freunde und Kollegen sprachen mich irgendwann an: „Hey, Du siehst so gut aus – dünner, Haut ok, wie machst Du das?“. Entsprechend erklärte ich es.

Erst so ist mir in den Sinn gekommen mich auszutauschen. Wie geht es anderen? Bin ich der einzige? So startete ich ZuckerFreiFit auf YouTube und Instagram und wollte meine Erfahrung teilen.

Zwar musste ich feststellen, dass insbesondere YouTube eine Lernkurve und sehr viel Zeit voraussetzt – doch das mittelfristige Ziel bleibt: Hier will ich mich persönlich deutlich mehr einbringen.

Ich will die Hintergründe erfahren. Ich will mich austauschen. Ich will, das wir gemeinsam an dem Ziel der kleinen Verbesserung der Welt arbeiten. Nachhaltigkeit. Zuckerfreiheit. Müllervermeidung. Es gibt so viele Themen.

Das schönste ist die Rückmeldung von Freunden, dass sie sich inspirieren lassen und selber nun schauen!

Ich bekomme Rückmeldungen wie „Erfolg! Ich habe mit 89,5kg endlich die 90kg Grenze geknackt“ und Bilder von selbst (!) zubereiteten Brot von Leuten, die das vorher niemals gemacht hätten.

Im Prinzip kann jeder einzelne also ein kleiner Stein des Anstoßes sein, ein Katalysator.

Ich sage hier immer aufgrund meiner Erfahrungen mit den Ärzten und der unterschiedlichen Auslegung in der Literatur: Jeder kann Pionier sein! Jeder kann die Auswirkungen direkt bei sich beobachten und schauen, was für ihn passt, was nicht. Die Ernährung ist von Anbau über Lagerung bis hin zu Zubereitung und Co so dermaßen komplex, dass niemand alles überblicken kann. Sonst gäbe es ja die Weltformel, das Buch, was alles erklärt. Das entfacht bei einigen tatsächlich das Feuer des Interesses.

Was machst Du in den Momenten, wenn der große Heißhunger auf Süßes kommt? Hast Du irgendwelche Tricks, Tipps oder Geheimrezepte? 

Seinerzeit hatte ich immer gerne mal zwischendurch die Celebrations gegessen.

Sie waren ja so klein. Dass ich stattdessen dann 2-3 verspeiste, steht auf einem anderen Blatt…

Wenn ich Lust auf Knabberkram habe, dann hilft mir folgendes: Nüsse und Obst. Ein paar Nüsse (zuviele mag ich nicht essen) und wenn das nicht reicht, schnipple ich mir Obst in eine Schüssel.

Ein bisschen gutes Leinöl drüber, fertig. Das geniale: Man macht es eben nicht mehr nebenher. Man beschäftigt sich wieder mit dem Essen. Das ist eine andere Nummer wie zum Schrank zu gehen und sich einen Schokoriegel zu greifen.

Ich habe für mich gemerkt, dass es mir hilft, wenn ich möglichst viel Gemüse esse. Verrätst du uns Dein liebstes Gemüsegericht?

Ich bin tatsächlich ein Zudel-Fan geworden. Zucchini, Karotten und was so da ist wird in Nudelform gebracht, mit gutem Öl, Zwiebel und Knoblauch ein bisschen in der Pfanne geschwenkt und gut ist.

Es gab eine Zeit, da hätte ich das kaum angefasst. Mittlerweile bin ich schon glücklich wenn ich nur daran denke :-*

Ich finde es inzwischen relativ einfach, zuhause zuckerfrei zu leben. Aber in Restaurants und Cafés ist es immer noch schwierig. Kennst Du vielleicht ein Café oder Restaurant in Deiner Nähe, wo man zuckerfrei essen kann?

Hier geht es nicht zur um zuckerfrei, sondern auch um gute Qualität. Das ist in der Tat gar nicht mal einfach. Gut 80% der Restaurants nutzen Convenience-Produkte. Sie wissen selber nicht mehr was drin ist. Gesund ist das ohnehin keinesfalls. Dennoch kann man hier einzelne finden.

In München gehe ich gerne zur Kaffeeküche. Die haben nun auch Kaffee mit Hafermilch.

Das Cotidiano ist noch etwas breiter aufgestellt. Von Dinkelbrot über Porridge bis hin zu guten zuckerfreien Gerichten findet man hier einiges.

Das Prinz Myshkin bietet ebenfalls vegetarische Produkte an und weiß um seine Inhaltsstoffe. Ich nutze die Bezeichnung „vegetarisch“ hier, da ich davon ausgehe, das sich das betreffende Lokal um die Speisen auch bewusst kümmert. Es sind eben nach wie vor keine Standardrestaurants.

Ansonsten frage ich immer nach. Auch in „Standardlokalitäten“ habe ich immer was gefunden. Die Küche war bislang immer total lieb und sehr bemüht.

Ah, das sind tolle Tipps! Ich wohne ja auch in München, deshalb werde ich sie mal ausprobieren. Über meine zuckerfreien Orte in München habe ich auch schonmal geschrieben.

Und meine letzte Frage: was rätst Du denen, die gerade am Anfang stehen? Was ist Dein Ratschlag für all diejenigen, die zuckerfrei werden möchten:

Durchhalten! Denn: Macht euch bereit für die beste Reise eures Lebens.

Ihr werdet Hintergründe kennenlernen, die ihr vielleicht jahrzehntelang nicht gesehen habt. Ihr werdet andere Menschen inspirieren.

Es werden definitiv schwierige Situationen kommen. Man steht im Markt und wird sich bewusst, man kann 90% nicht kaufen. Hier fängt die Reise an: Ihr werdet die Neugier neu entfachen, die ihr als Kind ganz natürlich beim entdecken eurer Umgebung hattet. Es sind definitiv neue, spannende, aufregende Welten.

Oh, das sagst Du sehr schön! Ja, das zuckerfreie Leben ist eine wunderbare Reise!

Vielen Dank lieber Hauke, dass Du meine Fragen so offen beantwortet hast!

Hier nochmal der Link zu Haukes YouTube-Kanal ZuckerFreiFit! Und falls Du, liebe Leserin noch mehr Interviews lesen möchtest, hier findest Du die anderen: #zuckerfreieGesichter!

Angelika

 

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