Ich war vor Kurzem bei einem Seminar. Und eine der Fragen, die ich mit ins Seminar genommen habe, war: wie geht es mit “meine Zuckerfreiheit” weiter?
Vor 3,5 Jahren habe ich diesen Blog gestartet. Weil ich die Zuckersucht von allen Seiten angehen wollte. Und weil ich auf der Suche nach anderen Zuckersüchtigen war.
Inzwischen bin ich seit über 3 Jahren zuckerfrei. Ich bin meine Zuckersucht los. Ich habe viele Leser*innen und Gleichgesinnte gefunden. Und darüber bin ich auch sehr froh.
Dennoch habe ich in den letzten Monaten gemerkt: ich bin zwar sehr zufrieden mit meiner persönlichen Zuckerfreiheit. Aber es fällt mir zunehmend schwer, neue Blogartikel oder neue Newsletter für andere zu schreiben. Weil ich das Gefühl hatte, dass ich schon alles gesagt habe. Dass ich auf die allermeisten Fragen schon Antworten gefunden habe.
In dem Seminar habe ich gemerkt, dass mein zuckerfrei-sein erst der Anfang ist. Dass es mehr Dinge gibt, über die ich sprechen möchte. Dinge, die ich erst jetzt besprechen kann. Weil ich dafür einen zuckerfreien Kopf brauche.
Ich möchte erzählen, wie es überhaupt dazu kam, dass ich zuckersüchtig geworden bin.
Wie kam es überhaupt dazu, dass ich 5 Tafeln Schokolade am Tag gegessen habe?
Weil ich so viele Gefühle gefühlt habe. Weil alles zu viel wurde. Und weil der Zucker mein Mittel war, um all diese Gefühle zu übertünchen.
Drogen werden ja auch “Betäubungsmittel” genannt. Weil man damit den Schmerz betäuben kann.
Und so war es für mich mit Zucker. Jedes Stück Schokolade war wie ein kleines Mäntelchen, dass sich um all die Gefühle gelegt hat.
Und ich habe bei ALLEN Gefühlen Süßes gegessen. Also nicht nur wenn ich frustriert oder traurig war. Ich habe Schokolade als Belohnung gegessen. Oder wenn mir langweilig war. Oder wenn ich müde war.
Jedes einzelne Gefühl war so stark, dass ich es ohne Mantel nicht ertragen habe. Und mein “Stoff” war eben Schokolade.
Ich werde oft gefragt ob ich zuckerfrei abgenommen habe. Oder ob ich nun eine bessere Haut habe. Ganz ehrlich: das ist mir komplett egal.
Mir geht es mit meiner Zuckerfreiheit nicht um mein Gewicht, nicht um meine Haut und nicht um meine Leberwerte.
Mir geht es darum, dass ich meine Gefühle wieder zulassen kann. Dass ich mein Leben wieder voll genießen kann. Mein Leben ist jetzt viel bunter. Ich lebe nicht mehr im Rhythmus der Blutzuckerachterbahn. Ich pendel nicht mehr zwischen Zuckerhigh und Heißhunger.
Meine Zuckerfreiheit ist mehr als nur eine Ernährungsfrage. Mir geht es um die Freiheit, dass ich meine Gefühle ausleben darf.
Und ja, meine Zuckerfreiheit ist kein Zuckerschlecken. Es ist verdammt anstrengend, all die Gefühle zu fühlen. Und sie nicht mehr zu verhüllen und wegzudrücken.
Es tut weh, es ist schwer, es ist intensiv.
Aber zuckersüchtig sein tut auch weh, es ist auch schwer und intensiv.
Freiheit ist mein höchstes Gut. Es gibt für mich nichts Wichtigeres als Freiheit. Und so ist es auch mit der Zuckerfreiheit.
Ich habe gekämpft, ich habe mit mir gerungen. Ich habe gewonnen. Da bin ich sehr stolz drauf.
Und ich merke: das war noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. Meine Erfahrung mit meiner Zuckerfreiheit bleibt für immer bei mir. Aber da geht noch mehr.
Ich habe keine Ahnung, wie es weitergeht. Aber ich weiß: jetzt lass ich die Gefühle zu. In all ihrer Intensität. Ich setze sie frei. Ich bin gespannt, was dann passiert.
Denn die Zuckerfreiheit ist schon so unglaublich schön. Wie kann das erst werden, wenn ich auch noch andere Freiheiten erreiche!
Darauf freue ich mich. Aus tiefstem Herzen.
Angelika
P.S.: Ich werde auch weiterhin über meine Zuckerfreiheit schreiben und zuckerfreie Rezepte posten. Denn die Zuckerfreiheit bleibt ein Teil von mir. Aber ich werde nicht mehr so oft schreiben wie bisher.