Als ich angefangen habe, mich zuckerfrei zu ernähren, da kannte ich niemanden persönlich, die oder der so lebt. In meinem Freundeskreis und meiner Familie war niemand zuckerfrei.
Das ist nun schon ein paar Jahre her. Zum Glück weiß ich inzwischen, dass es noch viel mehr Menschen gibt, die sich zuckerfrei ernähren. Ich stelle sie in meiner Interviewreihe #zuckerfreieGesichter vor. Damit wir die Erfahrungen aus unserem zuckerfreien Leben austauschen. Damit wir wissen, dass wir nicht alleine sind!
Diesmal spreche ich mit Susi. Wir haben uns auf Instagram kennengelernt! Schau Dir auch mal hier Susis Profil an!
Lass uns mal ganz vorne anfangen: was war der Auslöser dafür, dass Du Dich in das Abenteuer “zuckerfrei essen” gestürzt hast?
Wie habe ich mich in mein zuckerfreies Leben gestürzt? Gute Frage, denn eine zuckerfreies Leben war nie auf meiner Wunschliste. Sagen wir mal so, ich bin da mehr oder weniger zufällig “reingerutscht”.
2015 lag mein Leben quasi in Scherben, psychisch am Ende, keinen Job mehr und massiv übergewichtig. Ich wusste damals nur eines: ich muss was ändern und besser schon Gestern als erst Morgen.
Wie bist Du dann vorgegangen, beim Zuckerentzug. Hattest Du ein Buch, das Dir geholfen hat? Ein Programm? Eine Ernährungsberaterin?
Ich war ca. 7 Jahre zuvor bei einer Ernährungsberaterin, durch sie hatte ich schon auf einiges verzichtet, gezuckerte Joghurts zum Beispiel. Damals hatte ich auch ein paar Kilo verloren, der Weizenverzicht war damals auch schon Thema. Aber wie es so ist, man macht das ganze eine Zeitlang und gibt dann wieder auf. Das gab mir Motivation es nochmals zu versuchen. Diesmal wollte ich aber erstmal einfach meinen Weg gehen.
Wie durch Zufall bin ich dann in eine Abnehmgruppe auf Facebook geraten, in der zuckerfrei, weizenfrei und Clean Eating Themen waren. Ich habe durch diese Gruppe sehr viel gelernt, und hatte wohl das erste Mal in meinem Leben Spaß an Lebensmitteln, Ernährung und am Kochen.
Zuckerfrei bedeutet ja für jede etwas anderes. Manche verzichten komplett auf zugesetzten Zucker, andere essen auch mal Datteln, Süßstoffe etc. Wie machst Du das?
Ich süße grundsätzlich mit Obst. Hin und wieder verwende ich auch Datteln oder Trockenobst.
Was hast sich für Dich verändert, seit Du zuckerfrei isst?
Diese Frage ist für mich sehr schwer zu beantworten, weil mit meiner Ernährungsumstellung eine ganze Lawine losgetreten wurde. Auch weil ich inzwischen bald 40 kg leichter bin ist es schwer zu sagen, was genau auf den Zuckerverzicht zurückzuführen ist..
Ich kann heute sagen, dass ich mich wohl fühle. Mir ist aber bewusst, dass ich sofort in mein altes Muster falle wenn ich wieder regelmäßig zu Zucker greifen würde.
Ja, diese alten Muster sind wirklich hartnäckig. Das ist für mich auch ein Grund, warum ich so konsequent auf jeglichen Zucker verzichte. Weil es sich bei mir immer weiter hochschaukeln würde.
Wie reagiert denn Dein Umfeld?
Die erste Zeit wurde es als Spleen abgetan, heute wird es akzeptiert, aber oft nicht verstanden. Ich höre oft wann ich denn wieder normal essen möchte, weil abgenommen hätte ich ja… ähm.. ja… mein Essen ist mein Alltag mit dem ich glücklich bin. Ich verzichte nicht, um abzunehmen. Heute ist die Gewichtsabnahme so nebenbei, zuckerfrei steht definitiv im Fokus.
Es gibt immer wieder Menschen die Interesse an meiner Ernährung zeigen. Sobald sie realisieren, dass alles mit Arbeit verbunden ist, lässt dann das Interesse recht schnell nach. Trotzdem denke ich, dass sich generell bei vielen etwas in der Zuckerfrage tut. Viele essen bewusster.
Was machst Du in den Momenten, wenn der große Heißhunger auf Süßes kommt? Hast Du irgendwelche Tricks, Tipps oder Geheimrezepte?
Heißhunger kenn ich eigentlich nicht. Ich achte sehr darauf, dass jede Mahlzeit ausgewogen ist, nehme auch täglich eine Obstmahlzeit zu mir. Habe ich mal Heißhunger analysiere ich meine letzten Hauptmahlzeiten, das geht recht einfach, weil ich jede Mahlzeit als Selbstkontrolle fotografiere. Ganz oft finde ich dann da den Fehler. Der häufigste Grund, wenn auch sehr selten, ist, dass ich zu einer Mahlzeit zu wenig Grünes gegessen oder zu wenig Wasser getrunken habe. Eine Mahlzeit ohne Gemüse ist für mich kein Essen.
Oja, das habe ich bei mir auch oft gemerkt, dass Heißhunger was mit meinen vorherigen Mahlzeiten zu tun hat. Deshalb esse ich z.B. Obst nie pur, weil das bei mir danach fast immer zu Heißhunger führt. Und ich brauche Zwischenmahlzeiten, damit ich immer satt bin.
Ich versuche generell mit nur drei Mahlzeiten auszukommen. Statt zu essen versuche ich es erst indem ich meine Hände beschäftige: Stricken oder Häkeln, Kreuzworträtsel lösen, oft reichen auch Kritzeleien auf einem Blatt Papier um mich abzulenken. Irgendwann vergeht der Heißhunger dann. Meine Oma hat immer gesagt ihr sei langweilig um den Mund. Ich glaube das Heißhunger oft aus Langeweile ensteht.
“Langweilig um den Mund”, das finde ich einen tollen Spruch!
Und ich finde es auch toll, dass Du grad gesagt hast, eine Mahlzeit ohne Gemüse ist kein Essen. Ich habe für mich festgestellt, dass es mir hilft, wenn ich möglichst viel Gemüse esse. Verrätst du uns Dein liebstes Gemüsegericht?
Ja, ich bin ein absoluter Gemüsefreak geworden. Ohne Gemüse geht gar nichts. Überlege ich mir was ich essen möchte orientier ich mich immer erst am Gemüse und der Rest ist Beilage.
Was ich immer essen könnte ist Ofengemüse. Überbacken mit Feta, oder dazu Hähnchenbrust oder Fisch oder mit nem leckeren Dip geht immer. Ich glaube ich denk mir jede Woche mal: das wird ab jetzt mein neues Lieblingsgericht.
Das kenne ich! Ich stehe gerade total auf spontanes Pfannengemüse!
Ich finde es inzwischen relativ einfach, zuhause zuckerfrei zu leben. Aber in Restaurants und Cafés ist es immer noch schwierig. Kennst Du vielleicht ein Café oder Restaurant in Deiner Nähe, wo man zuckerfrei essen kann?
Hier auf dem Land ist es wirklich schwer… ich versuche wann immer möglichst das Beste auszuwählen und dies zu genießen, auch wenn es nicht zu 100% zuckerfrei ist.
Und meine letzte Frage: was rätst Du denen, die gerade am Anfang stehen? Was ist Dein Ratschlag für all diejenigen, die zuckerfrei werden möchten:
Habt einfach Spaß! Spaß daran, Neues auszuprobieren. Mir ist es so viel leichter gefallen mich komplett auf Neues einzulassen, z.B. neue Rezepte oder neue Lebensmittel auszuprobieren.
Für mich persönlich war es wichtig kleine Schritte zu gehen. Erst war es ein zuckerfreier Tag… dann 2… dann 3… plötzlich war es ne Woche… plötzlich ein Monat.
Für mich persönlich war es wichtig das Ganze einfach mal für mich zu beginnen, ohne dass mein Umfeld davon wusste. Ich wollte keine Ratschläge und Meinungen von anderen Menschen. Ich wollte einfach das tun was für mich allein richtig schien.
Das sind sehr schöne Tipps. Vielen Dank liebe Susi, dass Du meine Fragen so offen beantwortet hast!
Und falls Du, liebe Leserin noch mehr Interviews lesen möchtest, hier findest Du die anderen: #zuckerfreieGesichter!
Angelika