Ich habe mich letztens gefragt, warum ich ausgerechnet zuckersüchtig geworden bin.
Ich hätte mir ja auch ein anderes Suchtmittel aussuchen können. Alkohol, Zigaretten, Marihuana, Tabletten, Kokain. Ich lebe in einer Großstadt, da ist theoretisch alles möglich.
Aber ich habe mir ausgerechnet Zucker ausgesucht. Ich glaube, dafür gibt es einen Grund.
Zucker ist das angepassteste Suchtmittel. Jedes andere Suchtmittel fällt mehr aus der Reihe, zumindest in meinem Umfeld.
Nehmen wir mal Alkohol: stell Dir vor, ich wäre mit einer Flasche Vodka auf dem Spielplatz aufgetaucht. Das wäre nicht so gut angekommen. Sogar Sekt wäre nach ein paar Tagen wohl aufgefallen.
Zigaretten sind inzwischen (glücklicherweise) auch eher verpönt. Zumal ich vor über 10 Jahren aufgehört habe zu rauchen.
Und für illegale Suchtmittel bin ich nicht mutig genug. Ich hätte gar nicht gewusst, wie ich die hätte beschaffen sollen?!
Außerdem habe ich 2003, als ich die 5 Tafeln Schokolade gegessen habe, mein Kind gestillt. Tabletten kamen also auch nicht so wirklich in Frage.
Aber Zucker, ja Zucker war total unauffällig. Zucker ist einfach zu beschaffen. Zucker ist beliebt. Ja, alle haben sich gefreut, wenn ich Schokolade, Kekse & Co. dabei hatte.
Ich glaube, dass das der Grund war, warum ich ausgerechnet zuckersüchtig geworden bin. Ich glaube, ich habe mir die angepassteste Droge ausgesucht: Zucker.
Auf der einen Seite bin ich also eher angepasst.
Andererseits bin ich aber auch sehr freiheitsliebend. In manchen Bereichen meines Lebens sogar rebellisch.
Das steht natürlich im krassen Gegensatz zum angepasst sein. Denn je mehr ich mich anpasse, desto unfreier bin ich. Je mehr ich mich anpasse, an soziale Konventionen, an “das macht man so”, an “sei eine gute Mutter, eine gute Ehefrau und ein gutes Mitglied der Gesellschaft”, desto unfreier bin ich. Dabei möchte ich doch frei sein!
Ich rede hier nicht davon, dass ich Gesetze brechen möchte. Aber ich möchte mein Leben so gestalten, wie ich es möchte. Nicht wie “man es macht”. Oder “wie es normalerweise ist”.
Denn ich bin nicht “normal”. Keine einzige von uns ist “normal”. Wir haben alle unsere Eigenheiten.
Mir ist dazu ein Bild eingefallen: Stell Dir eine Schneeflocke vor. Eine wunderbare, kleine Schneeflocke. Du schaust sie Dir an und siehst die Kristallstruktur, die Einzigartigkeit, die Vergänglichkeit. Ich glaube jede von uns versteht, wie wunderschön und kostbar eine Schneeflocke ist.
Und dann schau mal in den Spiegel. Du bist genauso einzigartig, vergänglich, wunderschön und kostbar wie eine Schneeflocke. Aber vielleicht siehst Du das gar nicht, wenn Du in den Spiegel schaust.
Ich möchte das aber sehen. Ich möchte meine Einzigartigkeit sehen. Und ich möchte sie leben. Das bedeutet für mich Freiheit.
Die Zuckerfreiheit ist da der erste Schritt. Jetzt, da ich nicht mehr zuckersüchtig bin, habe ich Klarheit und Selbstbestimmtheit gefunden. Ich habe gelernt, Nein zu sagen und nur das zu essen, was mir gut tut.
Ich habe in den letzten Wochen gemerkt, dass es jetzt für mich weitergehen soll. Wie ich schon in diesem Artikel geschrieben habe: Zuckerfrei ist erst der Anfang.
Ich werde mir in den nächsten Wochen Gedanken machen, in welchen Bereichen meines Lebens ich angepasst und unfrei bin. Und was ich als Erstes angehen möchte. Das wird spannend!
Falls Du noch nicht zuckerfrei bist: fang damit an! Mach den ersten Schritt! Wenn ich das seit 4 Jahren schaffe, zuckerfrei zu bleiben, dann kannst Du das auch!
Und falls Du schon zuckerfrei bist: überleg Dir auch einen Bereich, in dem Du mehr DU sein möchtest. Der Bereich, in dem Du noch mehr Deine Einzigartigkeit und Freiheit ausleben möchtest.
Ich bin gespannt auf diese Reise!
Angelika