Die Zuckersteuer – meine Meinung als Zuckersüchtige

Auf diesem Blog bin ich sonst nicht politisch. Ich finde es wichtig vorzuleben, dass man zuckerfrei sein kann. Egal was in Politik und Wirtschaft passiert. Ich möchte Dich darin bestärken, dass Du zuckerfrei wirst, wenn Du das möchtest.

Aber in letzter Zeit wird immer wieder über das Thema Zuckersteuer gesprochen. Daher schreib ich mal darüber.

Denn ich bin eine Zuckersüchtige. Im Herbst 2013 habe ich pro Tag bis zu 5 Tafeln Schokolade gegessen. Es hat etwas gedauert, aber jetzt bin ich seit über einem Jahr zuckerfrei. Ich verzichte komplett auf zugesetzten Zucker, Zuckeralternativen und Süßstoffe.

Insofern wäre ich selber von der Zuckersteuer gar nicht betroffen. Ich esse keine Produkte mit zugesetztem Zucker. Ich müsste diese Steuer gar nicht bezahlen!

Zuckersteuer - Pro & Kontra aus Sicht einer Zuckersüchtigen

Trotzdem werde ich immer wieder gefragt, was ich von der Zuckersteuer halte. Also hab ich ein wenig recherchiert. Das hier ist kein allumfassender detaillierter Aufsatz. Sondern eher ein erster Einblick in das Thema. Ich hab einige Links eingefügt zum weiterlesen. Insbesondere bei Foodwatch gibt es dazu immer wieder interessante Meldungen.

 

Die Zuckersteuer in anderen Ländern

Als erstes wollte ich wissen, wie sich die Zuckersteuer in anderen Ländern ausgewirkt hat. Denn Steuern auf ungesunde Lebensmittel gibt es in vielen Ländern, z.B. Irland, Portugal, Estland, Belgien, Norwegen, Großbritannien, Mexiko, Südafrika und Frankreich (Quelle). Für Europa hat sich 2017 der EU-Gesundheitskommissar für eine Zuckersteuer ausgesprochen (Quelle).

Mexiko hat bereits 2014 die Softdrinksteuer eingeführt. Dadurch ist der Preis von Softdrinks um 10% gestiegen. Und der Verkauf tatsächlich im ersten Jahr um 6% gesunken. Stattdessen wird einfach mehr Wasser getrunken! (Quelle)

In 2018 hat Großbritannien eine Abgabe auf Softdrinks eingeführt. Weil auch dort (wie in Mexiko und vielen Ländern) Übergewicht und Diabetes sehr verbreitet sind. Das Gesundheitssystem ächzt unter der finanziellen Last. Mit der Zuckersteuer in UK soll der Zuckerkonsum reduziert werden. Ob das wirklich geklappt hat, kann man noch nicht sagen. Die Steuer wurde ja erst dieses Jahr eingeführt. Aber zumindest wurden die Zuckermengen in Softdrinks bereits verringert. (Quelle)

In Deutschland wird zumindest mal darüber diskutiert. Immerhin empfiehlt die WHO schon seit 2015, dass wir maximal 5-10% unserer Energiezufuhr mit zugesetztem Zucker abdecken (hier ist der komplette Bericht).

 

Vorteile einer Zuckersteuer

Was ich an der Zuckersteuer richtig gut finde: mit der Einführung wird noch ausführlicher darüber gesprochen werden, wie ungesund viel Zucker ist. Und dass die allermeisten Menschen viel zu viel davon essen und trinken.

Die Zuckersteuer ist bisher in den meisten Ländern eine Softdrinksteuer. Es ist also “nur” eine Steuer auf zuckerhaltige Getränke. Trotzdem finde ich wichtig, dass es in der Diskussion nicht nur um Softdrinks geht. Und nicht nur um Süßigkeiten.

Denn dass in Schokolade und Softdrinks Zucker drin ist, das ist den meisten klar. Aber dass auch Fischstäbchen, Pesto und Chips zugesetzten Zucker enthalten, das weiß kaum jemand.

Mit der Zuckersteuer wird darüber gesprochen. Ich finde es immer gut, wenn wir VerbraucherInnen uns Gedanken machen. Wenn wir wissen, was wir kaufen und essen.

 

Finanzielle Auswirkung für VerbraucherInnen

Eine weitere Frage, die sich zur Zuckersteuer stellt ist: wird es dann nicht viel teurer, einzukaufen? Immerhin enthalten geschätzte 70-80% aller Produkte im Supermarkt zugesetzten Zucker.

Einige Produkte werden sicher teurer werden. Aber es müssen nicht alle teurer werden.

Zum Einen: Die Hersteller können ja die Abgabe aus ihrer Marge zahlen. Also aus ihrem eigenen Gewinn. Dann würde der Preis für uns VerbraucherInnen nicht steigen. Das ist allerdings eher unwahrscheinlich. Die meisten werden sicher den Preis erhöhen. (hier ein Artikel zur Softdrinksteuer in anderen Ländern).

Aber es gibt noch eine Möglichkeit: die Hersteller könnten den Zucker einfach weglassen! Es gibt jetzt schon Fischstäbchen, Pesto, Chips etc. ohne zugesetzten Zucker. Es ist also technisch möglich! Bevor sich also ein Hersteller beschwert und meckert: lasst doch einfach den Zucker weg!

Und selbst wenn ein Hersteller den Zucker nicht weglassen möchte: wenn Du auf zugesetzten Zucker verzichten möchtest, dann gibt es schon jetzt zuckerfreie Produkte. Ich bin dabei eine lange Liste zu erstellen: Meine “zuckerfreie Lebensmittel-Liste”. Und all diese Produkte wären von einer Zuckersteuer nicht betroffen!

Egal ob die Zuckerabgabe in Deutschland eingeführt wird oder nicht, wir VerbraucherInnen haben es jetzt schon in der Hand: wir können jetzt schon die Produkte ohne Zucker kaufen. Wir können zuckerfrei werden. Egal was Industrie und Politik herumwurschteln.

 

Nachteil der Zuckersteuer

Es gibt übrigens einen Punkt, den ich an der Zuckersteuer richtig doof finde. In England ist das passiert: da wurde der Zuckeranteil verringert, aber dafür Süßstoff hinzugefügt.

Süßstoffe sind aber keine gute Lösung. Ja, es gibt Leute, die gut damit zurecht kommen. Aber Aspartam (z.B. in Coca Cola light) ist sehr umstritten. Außerdem habe ich es selber ausprobiert: wenn ich was mit Süßstoffen esse bekomme ich Süßhunger. Ich habe früher mit Stevia gesüßt. Und danach gemerkt, dass ich dann “was richtiges” wollte. Ich hab erst den Stevia-Kuchen gebacken, nur um danach Heißhunger auf Schokolade zu bekommen. Süßes triggert Süßhunger!

Deshalb finde ich es nicht hilfreich, wenn Zucker einfach durch Süßstoff ersetzt wird. Das löst nicht das grundlegende Problem.

Wir essen einfach viel zu süß! Wir sind so sehr an den Süßgeschmack gewöhnt, dass wir meinen, es ginge nicht ohne. Als wäre das Leben weniger schön, wenn wir nicht jeden Tag Zuckerberge essen könnten.

Aber ich weiß:

das zuckerfreie Leben ist wunderbar

Frei zu sein ist wunderbar. Ich hoffe, dass das noch viel mehr Leute erkennen. Das möchte ich mit diesem Blog zeigen. Ja, es geht, komplett zuckerfrei zu leben. Und ja, ich habe seeeeeeeehr viel Spaß dabei!!!

Daher ist meine Hoffnung, dass sich noch viel mehr Leute für die zuckerfreie Ernährung interessieren. Egal, ob die Zuckersteuer kommt oder nicht: jede und jeder kann JETZT anfangen!

Übrigens: wenn die Zuckersteuer kommt hoffe ich, dass das Geld in die Aufklärung und Prävention gesteckt wird. Denn wenn wir mit unserem Zuckerkonsum weitermachen wie bisher, werden sich die Zahlen von Übergewicht und Diabetes noch weiter erhöhen. Es gibt auch schon viele Ärzte, die aus dem Grund eine Sonderabgabe auf gesüßte Getränke fordern (Quelle).

Es ist also schon länger bekannt, dass der zugesetzte Zucker in Essen und Trinken ein Problem ist. Es wird ja auch ständig drüber gesprochen. Trotzdem ändert sich recht wenig, habe ich den Eindruck. Also politisch ändert sich wenig.

 

Was wird sich ändern?

Meine Befürchtung ist, dass sich der Zuckerkonsum auch mit Zuckersteuer nicht ausreichend verringern wird. Es ist wie beim Rauchen: wieviele kennst Du, die komplett aufgehört haben, weil die Tabaksteuer mal wieder erhöht wurde? Die Tabaksteuer hat sicher einen Einfluss. Aber ich glaube, die meisten hören auf weil es gesundheitliche Gründe gibt. Rauchen ist nunmal eine Sucht.

Ich kann mir vorstellen, dass es bei der Zuckersteuer ähnlich sein wird. Sehr wenige werden komplett aufhören, Cola zu trinken, nur weil sie 10ct teurer ist. Aber die Diskussion um die gesundheitlichen Folgen wird dazu führen, dass sich mehr Menschen bewusst ernähren. Und die Steuereinnahmen können verwendet werden, um aufzuklären und vorzubeugen. Das ist meine Hoffnung, dass sich mehr informieren.

 

Meine allergrößte Hoffnung bist DU!

DU kannst jetzt schon Deine Ernährung ändern. Egal was die Politik austüftelt. Das Tolle ist ja: wenn du jetzt zuckerfrei wirst, dann kann Dir die Zuckersteuer ziemlich egal sein.

Deshalb fang jetzt an! Schau auf meine Liste mit zuckerfreien Lebensmitteln. Lese meine Tipps für den Start ins zuckerfreie Leben.

Ich bin gespannt, wie sich das Thema Zuckersteuer in Deutschland entwickelt! Ich sehe ihr gelassen entgegen.

Angelika

 

6 thoughts

  1. Ich bin für eine bessere Kennzeichnung der Produkte, damit der Verbraucher selber entscheiden kann, ob er sich das Produkt kaufen möchte. Der versteckte Zucker in den Lebensmitteln halte ich für ein noch viel größeres Problem.

    Wenn die Lebensmittelindustrie Zucker durch Süßstoff ersetzt, ist dies der falsche Weg. Süßstoff ist genauso ungesund. Mein Vorschlag wäre eine Reduzierung des Zuckers in Lebensmitteln mittels gesetzlicher Vorgaben.

    1. Hallo Silke,
      ja, ich denke, es kann viel getan werden. Bessere Kennzeichnung, Zuckersteuer, bessere Informationen etc. Ich hoffe, da wird in Zukunft auch noch einiges passieren!
      Angelika

  2. Liebe Angelika,
    Wie du so schön schreibst: Auch du warst abhängig von Zucker. Es ist ein wichtiger Punkt zu wissen, dass Zucker eine abhängig machende “Droge” ist. Durch verpackungsfreien Einkauf haben wir unsere Ernährung komplett umgestellt. Seitdem ist der ganzen Familie absolut ALLES zu süß! Wenn man also Fertigprodukte und abgepackte Lebensmittel weglässt, fährt man automatisch den Zuckerkonsum zurück!
    Viele Grüße, Izabella

    1. Liebe Izabella,

      ja, je mehr man selber zubereitet, desto weniger Zucker nimmt man zu sich. Wie schön, dass das bei Euch gut klappt!

      Angelika

  3. Es wäre schon schön, wenn es auf Produkten deutlich(er) ausgewiesen wäre, wieviel Zucker sie enthalten.

    Der normale Konsument ahnt doch gar nicht, daß z. B. in Tomatensoße / Tomatenketchup oder sogar in Brot massivst viel Zucker drin-ist.

    Sondern er denkt:
    Tomatenprodukte / Brot = sooo gesund.

    Daher bräuchte es keine neue (weitere) Steuer, die nur dem Staat zugute-kommt.
    Sondern eine Pflicht der Lebensmittelhersteller zur ordentlichen (erkennbaren + sichtbaren) Deklaration der Inhaltsstoffe von Lebensmitteln.

    1. Hallo Remo,

      ja, wobei es auch schön wäre, wenn mehr Leute die Zutatenliste und die Nährwerttabelle lesen würden! Denn da steht ja schon, wenn Zucker etc. enthalten sind. Wobei der ja auch oft als anderer Name versteckt wird. Aber man kann es zumindest erkennen, wenn man sich ein wenig damit beschäftigt.

      Angelika

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